Geschichte der Tobhäuser

Nachdem in der Antike Menschen mit Geistesstörungen durchaus als Kranke angesehen wurden, sah man in ihnen und ihrem Leiden ab dem Mittelalter für lange Zeit eine Folge dämonischen Einflusses oder eine Strafe Gottes. Entsprechend erfolgte die Unterbringung dieser Menschen menschenunwürdig in Käfigen (Doren) oder in Narrentürmen. Später wurden die Kranken gemeinsam mit Verbrechern in Gefängnissen eingesperrt und teilweise angekettet. Erst im 18. Jahrhundert erfolgte ein Umdenken und „Irresein“ galt wieder als Krankheit. Erste Irrenanstalten entstanden in Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts. Das Problem des Umgangs mit sehr unruhigen und erregten Menschen bestand aber weiterhin und führte neben heute sehr fragwürdigen Behandlungsmethoden auch zu Überlegungen hinsichtlich ihrer, zumindest zeitweiligen, Isolation in Tobzellen oder Tobhäusern mit dem Ziel, die eigene Gefährdung bzw. die Gefährdung anderer möglichst gering zu halten. Im Gegensatz zur Unterbringung in Gefängnissen war das damals schon ein Fortschritt. So kam es je nach Baumöglichkeiten und therapeutischen Ansichten zur Einrichtung von Tob- oder Isolierzellen oder zum Bau von Tob-bzw. Isolierhäusern. Für die letztere Variante entschieden sich auch Martin Gropius und seine medizinischen Berater für die Anstalt in Eberswalde, nachdem sich einzelne Tobzellen in der Vorgängereinrichtung in Neuruppin als ungünstig erwiesen hatten. Eine grundsätzlich andere Behandlungsmöglichkeit für unruhige und erregte Patienten eröffnete sich erst mit der Einführung der Psychopharmaka.

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